ÖSTERREICH - page 17

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neues aus
dem labor
D
er Frühling ist da! Die Tem-
peraturen werden milder,
die Tage länger, die Sonnen-
stunden mehr. Perfekte Be-
dingungen also, um durch
den Park zu joggen oder mit den Kindern
im Freien zu toben. Soweit die Theorie.
DiePraxis sieht leider oft anders aus. Denn
für jeden vierten Österreicher heißt es im
Frühling: Triefnasen-Zeit! ZweiMillionen
reagieren allergisch auf den Blütenstaub,
den Bäume, Sträucher und Gräser produ-
zieren. Und es werden immer mehr.
„Inden letzten Jahrzehntenhat es einen
erheblichen Anstieg an allergischen
Atemwegserkrankungen gegeben“, weiß
Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Edmund Eckel
vom HNO-Klinikum-Klagenfurt. Dazu
kommt: Pollen fliegen heute zehn Tage
früher als noch vor 25 Jahren. Die Saison
dauert länger – und ist oft intensiver.
Frühlingsfrust statt Frühlingslust
Für die Betroffenen heißt das: Jeder Auf-
enthalt draußen wird zur Qual. Ständig
rinnt dieNase, tränendieAugen, schmerzt
der Hals. In Extremfällen können die Fol-
gebeschwerden bis zu Asthma, Diabetes
und Depression reichen. Lebensqualität,
adé! Dennoch laufen viele jahrelang mit
Taschentüchern herum, ohne überhaupt
zu wissen, dass sie gegen Blütenstaub und
Co. allergisch sind. Und dass es Hilfe gibt.
Sie vermuten eine klassische Verkühlung.
Doch eine solche dauert kaum länger als
sieben Tage. Ansonsten steckt mit ziemli-
cherSicherheit eineAllergiedahinter. End-
gültig klären kann das der Allergologe.
Erster Schritt – der Allergietest
Um Schnupfnase und Niesanfälle dauer-
haft zu bekämpfen, heißt es im ersten
Schritt: Den Übeltäter identifizieren. Da-
für hat der Facharzt verschiedene Mög-
lichkeiten. Dawäre etwa der Patchtest: Al-
lergene Stoffe werden auf ein Pflaster ge-
strichen und auf den Rücken geklebt, um
eine Hautreaktion zu testen. Nach dem
selben Prinzip funktioniert der Pricktest:
Dabei tropft der Allergologe kleine Men-
gen auf denUnterarmund ritzt die darun-
terliegendeHaut ein. NachwenigenMinu-
tenzeigt sich, woes juckt, oderwo sichRö-
tungen bilden. Eine weitere Methode ist
es, allergieauslösende Stoffe auf Mund-
oder Nasenschleimhaut aufzutragen.
Durch eine Blutuntersuchung kann man
dieKonzentrationder gebildetenAntikör-
per messen und den Stärkegrad der Aller-
gie feststellen. Steht die Diagnose, geht es
an die Allergietherapie.Und die Chancen
auf eine dauerhafte Linderung sind gut.
„Im Idealfall kann eine allergische Atem-
wegserkrankung durch eine gezielte im-
munologischeTherapieweitgehendunter
Kontrolle gebracht werden“, macht Medi-
ziner Eckel allenGeplagtenMut.
Die gängigsten Therapien
Einfachste Methode, die auf der Hand
liegt: DenAllergiestoffenaus demWegge-
hen. Das ist freilich nicht immer möglich.
Und nicht immer sinnvoll.Wer will schon
imFrühling bei geschlossenemFenster zu
Hause sitzen?Meist ist deshalb einemedi-
kamentöse Behandlung unumgänglich.
Bewährt haben sich Tabletten und Trop-
45%
der allergiker
haben ein um
45% höheres
migräne-
risiko.
schluss mit pollenfrust
Jeder vierte Österreicher leidet im Frühling
an Schnupfnase, Husten und tränenden
Augen. Die wichtigsten Allergietests
im Check. Und: Wie Sie den Pollen-
anflug unbeschadet überstehen.
Allergien
lichttherapie
Die derzeit gängigste
Methode: Eine spezielle
Lampe („Rhinolight“)
wird in die Nase des All-
ergikers eingeführt, gibt
UV-A- und UV-B-Strah-
len ab. Die Behandlung
ist wirksam, doch Ärzte
warnen: Bei längerfristi-
ger Anwendung kann es
zu Hautschäden, gar zu
Hautkrebs kommen.
pollenpflaster
Das Pendant zumNiko-
tinpflaster: DemPatien-
ten werden Patches mit
allergenen Pollenextrak-
ten aufgeklebt. Diese ge-
langen über mehrere Ta-
ge in kleinenMengen in
die Haut. Wissenschaft-
ler der Uniklinik Zürich
haben die Pflaster an 132
Personen getestet: Die
Beschwerden verringer-
ten sich um70 Prozent.
Pestwurz
Extrakte aus der alten
Heilpflanze verringern
die Beschwerden von Al-
lergikern nachweislich:
Die Patienten können
besser durchatmen, die
Nase läuft weniger. Der
Haken: Derzeit nur in der
Schweiz zugelassen.
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